Baha´u´llah
»O du, der du wartest, harre nicht länger, denn Er ist gekommen. Blicke auf Seinen heiligen Tempel und Seine Herrlichkeit, die darin wohnt. Es ist die altehrwürdige Herrlichkeit in einer neuen Manifestation.« (BAHÁ'U'LLÁH)
BAHÁ'U'LLÁH: DIE HERRLICHKEIT GOTTES(von dem Buch "Baha'u'llah und das Neue Zeitalter")
39 Geburt und Jugend
Mírzá Husayn 'Alí, der später den Titel Bahá'u'lláh (d.h. Herrlichkeit Gottes) annahm, war der älteste Sohn des Mírzá 'Abbás von Nur, eines Wesirs oder Staatsministers. Seine Familie war reich und hoch angesehen, viele ihrer Mitglieder hatten wichtige Stellungen in der Regierung und in den Zivil- und Militärdiensten Persiens inne. Er wurde in Tihrán, der Hauptstadt Persiens zwischen Morgendämmerung und Sonnenaufgang am 12. November 1817 (2. Muharram 1233 d.H.) geboren. Er besuchte niemals eine Schule oder eine Hochschule, und der etwa in Frage kommende wenige Unterricht, den Er erhielt, wurde Ihm zu Hause erteilt. Trotzdem wurde schon als Kind eine wundervolle Weisheit und Erkenntnis an Ihm wahrgenommen. Als Er noch ein Jüngling war, starb Sein Vater und hinterließ Ihm die Verantwortung und Sorge für Seine jüngeren Brüder und Schwestern und für die Verwaltung der ausgedehnten Besitztümer der Familie.
Bei Gelegenheit teilte 'Abdu'l-Bahá, der älteste Sohn von Bahá'u'lláh, dem Verfasser dieses Buches folgende Einzelheiten über seines Vaters Jugendzeit mit:
»Von Kindheit an war Er außerordentlich gütig und edel. Er zeigte große Vorliebe für das Laben im Freien und brachte Seine meiste Zeit im Garten oder auf den Feldern zu. Er besaß eine außergewöhnliche Anziehungskraft, die jedermann fühlte. Es scharten sich die Menschen immer um Ihn. Minister und Hofleute suchten Seine Nähe und auch die Kinder waren ihm ergeben. Schon mit dreizehn oder vierzehn Jahren wurde Er wegen Seines Wissens bekannt. Er konnte sich über jeden Gegenstand unterhalten und jedes Ihm vorgelegte Problem lösen. In großen Versammlungen konnte Er Dinge mit den 'Ulamás¹ erörtern und konnte verwickelte religiöse Fragen klarlegen. Alle pflegten Ihm mit der größten Anteilnahme zuzuhören. «
»Als Bahá'u'lláh zweiundzwanzig Jahre alt war, starb Sein Vater, und die Regierung wünschte, daß Er in Seines Vaters Stellung im Ministerium einrücke, wie es in Persien üblich war. Aber Bahá'u'lláh schlug das Angebot aus. Da sagte der erste Minister: 'Überlaßt Ihn Sich selbst. Eine solche Stellung ist Seiner unwürdig. Er hat höhere Ziele vor Sich. Ich kann Ihn nicht verstehen, aber ich bin überzeugt, daß Er für eine erhabene Laufbahn bestimmt ist. Seine Gedanken sind nicht unsere Gedanken. Überlaßt Ihn Sich selbst!'«²
¹ führende Geistliche ² Abdu'l-Bahá an Dr.Esslemont
40 Als Bábí eingekerkert
Als der Báb im Jahr 1844 Seine Mission erklärte, nahm sich Bahá'u'lláh, damals siebenundzwanzig Jahre alt, mutig der Sache des neuen Glaubens an und wurde bald als einer seiner mächtigsten und furchtlosesten Vertreter bekannt.
Er hatte schon zweimal Einkerkerung für die Sache erduldet und einmal sogar die Qual der Bastonade über Sich ergehen lassen müssen, als im August 1852 ein Ereignis eintrat, das schreckliche Folgen für die Bábí mit sich brachte. Einer der Anhänger des Báb, ein Jüngling namens Sádiq, hatte sich den Märtyrertod seines geliebten Meisters, dessen Augenzeuge er war, so zu Herzen genommen, daß sein Geist sich verwirrte und er aus Rache dem Sháh auflauerte und eine Pistole auf ihn abfeuerte. Statt mit einer Kugel zu laden, hatte er leichten Schrot genommen, und obgleich ein paar Körner davon den Sháh trafen, ergab sich kein ernsthafter Schaden. Der junge Mensch warf dadurch den Sháh von seinem Pferd, wurde aber sofort von der Gefolgschaft Seiner Majestät ergriffen und auf der Stelle getötet. Die Gesamtheit der Bábí wurde ungerechterweise für die Tat verantwortlich gemacht und schreckliche Metzeleien folgten daraufhin. Achtzig Bábí wurden sofort in Tihrán unter den empörendsten Martern getötet. Viele andere wurden ergriffen und in die Gefängnisse geworfen, unter ihnen Bahá'u'lláh. Er schrieb später hierüber (Wolf S.33f):
»Wir standen in keinerlei Beziehung zu dieser Missetat, und Unsere Unschuld wurde von den Gerichten einwandfrei festgestellt. Dennoch ergriff man Uns und führte Uns von Níyávarán, dem damaligen Wohnsitz Seiner Majestät, zu Fuß und in Ketten, barhäuptig und mit bloßen Füßen, in den Kerker von Tihrán. Ein roher Kerl, der neben Uns herritt, riß Uns den Hut vom Haupte, während Wir von einem Trupp Henkersknechte und Amtspersonen dahingetrieben wurden. Vier Monate lang mußten Wir in einem unbeschreiblich schmutzigen Loch verbringen. Eine enge, finstere Grube wäre dem Kerker vorzuziehen, in den dieser Unterdrückte und andere ähnlich Mißhandelte gesperrt wurden. Bei Unserer Einlieferung wurden Wir zuerst einen pechschwarzen Gang entlanggeführt, von dort stiegen Wir drei steile Treppen zu dem Verließ hinab, das Uns bestimmt war. Dieser Kerker war in dichtes Dunkel gehüllt; Unsere Mitgefangenen zählten nahezu einhundertfünfzig Menschen: Diebe, Mörder und Straßenräuber. Trotz seiner Überfüllung hatte das Verließ keinen anderen Auslaß als den Gang, durch den Wir gekommen waren. Keine Feder kann diesen Ort beschreiben, keine Zunge seinen widerlichen Gestank schildern. Die meisten dieser Menschen hatten weder Kleider noch Stroh, darauf zu liegen. Nur Gott weiß, was Wir in diesem übelriechenden, finsteren Raum zu leiden hatten!«
»Während Wir in diesem Kerker lagen, dachten Wir Tag und Nacht über die Taten, die Geisteshaltung und die Lebensführung der Bábí nach. Wir fragten Uns, was so hochgesinnte, edle und verständige Leute zu solch einem vermessenen, abscheulichen Anschlag gegen das Leben Seiner Majestät veranlaßt haben könnte. Hierauf beschloß dieser Unterdrückte, sich nach Seiner Entlassung aus dem Gefängnis aufzumachen und alle Kraft an die Aufgabe der geistigen Neubelebung dieser Menschen zu wenden.«
»Eines Nachts im Traum waren von allen Seiten diese erhabenen Worte zu hören: 'Wahrlich, Wir werden Dich durch Dich selbst und durch Deine Feder siegreich machen. Sei nicht traurig über das, was Dir widerfahren ist, und fürchte Dich nicht, denn Du bist in Sicherheit. Binnen kurzem wird Gott die Schätze der Erde offenkundig machen - Menschen, die Dir beistehen werden durch Dich selbst und durch Deinen Namen, durch welchen Gott die Herzen derer belebt, die Ihn erkannt haben'.«¹
¹ Bahá'u'lláh, Brief an den Sohn der Wolfes, S.33f
42 Nach Bagdád verbannt
Diese schreckliche Einkerkerung dauerte vier Monate. Aber Bahá'u'lláh und Seine Gefährten blieben voll Eifer und Begeisterung in größtem Glück. Beinahe jeden Tag wurden einer oder mehrere der Ihren gefoltert oder hingerichtet, und die andern hielten sich vor Augen, daß die Reihe als nächste an sie kommen werde. Wenn die Henkersknechte kamen, um einen der Freunde zu holen, sprang der, dessen Name aufgerufen wurde, buchstäblich vor Freude auf, küßte die Hände von Bahá'u'lláh, umarmte die übrigen seiner Mitgläubigen und eilte dann in froher Erwartung zum Orte des Märtyrertums.
Es wurde einwandfrei bewiesen, daß Bahá'u'lláh keinen Anteil hatte an dem Anschlag gegen den Sháh, und der russische Gesandte bürgte für die Reinheit Seines Charakters. Er war zudem so krank, daß man glaubte, Er würde sterben. Anstatt Ihn zum Tode zu verurteilen, ordnete der Sháh daher an, daß Er nach dem 'Iráq-i-'Arab in Mesopotamien in die Verbannung gehen solle. Und 14 Tage später reiste Bahá'u'lláh, begleitet von Seiner Familie und einer Reihe von anderen Gläubigen, auch wirklich dahin ab. Sie litten schrecklich unter der Kälte und anderen Beschwerden auf der langen Winterreise und kamen in Baghdád in einem Zustand äußerster Erschöpfung an. Sobald Seine Gesundheit es erlaubte, begann Bahá'u'lláh, Fragestellern Rede und Antwort zu stehen und die Gläubigen aufzurichten und zu ermuntern, und bald herrschte Friede und Glück unter den Bábí¹. Leider war dies nur von kurzer Dauer. Der Halbbruder von Bahá'u'lláh, Mírzá Yahyá, auch bekannt unter dem Namen Subh-i-Azal, kam gleichfalls nach Baghdád, und bald darauf begannen, von ihm im geheimen angefacht, Zwistigkeiten aufzutreten, ähnlich den Spaltungen, wie sie auch unter den Jüngern Christi aufgetreten waren. Diese Uneinigkeiten, die später in Adrianopel offen und heftig zutage traten, waren sehr schmerzlich für Bahá'u'lláh, dessen einziger Lebenszweck die Förderung der Einheit unter den Völkern der Erde war.
¹ Dies war Anfang 1853, oder 9 Jahre nach des Báb Erklärung, wodurch gewisse Prophezeiungen des Báb bezüglich des »Jahres 9« in Erfüllung gingen.
43 Zwei Jahre in der Wildnis
Etwa ein Jahr nach dem Eintreffen in Baghdád begab sich Bahá'u'lláh allein in die Wildnis von Sulaymáníyyih, wobei Er nichts mit sich nahm als einige Kleider zum Wechseln. Über diese Periode schreibt Er in Seinem Buch Iqán wie folgt:
»Als Wir in den ersten Tagen Unserer Ankunft in diesem Lande die Zeichen kommender Dinge erkannten, beschlossen Wir, Uns zurückzuziehen, ehe sie geschehen würden. Wir begaben Uns in die Wildnis und führten dort abgeschlossen und allein zwei Jahre lang ein Leben in völliger Einsamkeit. Aus Unseren Augen rannen Tränen der Qual, und in Unserem blutenden Herzen wogte ein Meer von Marter und Pein. Wie oft hatten Wir abends nichts zu essen, und wie viele Tage fand Unser Körper keine Ruhe. Bei Ihm, der Mein Dasein in den Händen hält! Ungeachtet dieser Regenschauer von Leiden und dauernder Trübsal ward Unsere Seele von wonnevoller Freude erfaßt, und Unser ganzes Wesen strahlte unaussprechliche Fröhlichkeit aus. Denn in Unserer Einsamkeit waren Uns Schaden oder Nutzen, Heil oder Leid irgendeiner Seele nicht bewußt. Einsam verkehrten Wir mit Unserem Geist und vergaßen die Welt und alles, was darinnen ist. Wir wußten jedoch nicht, daß das Fangseil der göttlichen Vorsehung die sterblichen Vorstellungen weit übertrifft, und daß der Pfeil Seines Ratschlusses über die kühnsten menschlichen Pläne hinausreicht. Kein Haupt kann Seinen Schlingen entrinnen und keine Seele kann Erlösung finden außer durch Unterwerfung unter Seinen Willen. Bei der Gerechtigkeit Gottes! In Unserer Zurückgezogenheit dachten Wir an keine Rückkehr, und Unsere Trennung hoffte auf keine Wiedervereinigung. Der einzige Zweck Unserer Abgeschiedenheit war, nicht zum Gegenstand der Zwietracht unter den Gläubigen zu werden, noch zur Quelle der Empörung für die Gefährten oder zum Mittel der Kränkung irgendeiner Seele oder zur Ursache des Kummers irgendeines Herzens. Über dies hinaus hegten Wir keine Absicht, und außer diesem hatten Wir kein Ziel im Auge. Jedoch ein jeder Mensch machte Pläne nach seinem Wunsch und folgte seinen eigenen eitlen Einbildungen bis zu der Stunde, da aus der mystischen Quelle der Ruf an Uns erging, der Uns die Rückkehr befahl, dorthin, woher Wir gekommen waren. Wir ergaben Unseren Willen dem Seinigen und unterwarfen Uns Seinem Geheiß.«
»Welche Feder kann die Dinge schildern, die Wir bei Unserer Rückkehr sahen! Zwei Jahre waren vergangen, in denen Unsere Feinde unaufhörlich und hartnäckig darauf sannen, Uns zu vernichten, wie alle bezeugen.«¹
¹ Bahá'u'lláh, Kitáb-i-Iqán, S.164 f
44 Widerstand der Mullás¹
Nach der Rückkehr aus dieser Zurückgezogenheit wurde Sein Ansehen größer denn je, und die Menschen strömten nach Baghdád von nah und fern, um Ihn zu sehen und Seine Lehren zu hören. Juden, Christen, Zarathustrier und Muslims wurden von der neuen Botschaft angezogen. Die Mullás aber nahmen eine feindselige Haltung gegen Ihn ein und beratschlagten, wie sie Ihn unschädlich machen könnten. Bei einer bestimmten Gelegenheit sandten sie einen der Ihren, um mit Ihm zu reden und Ihm gewisse Fragen vorzulegen. Der Abgesandte fand die Antworten von Bahá'u'lláh so überzeugend und Seine Weisheit so erstaunlich, obgleich sie ganz offensichtlich nicht durch ein Studium erworben war, daß er sich gezwungen sah zu bekennen, daß an Weisheit und Einsicht Bahá'u'lláh unerreicht sei. Damit aber die Mullas, die ihn schickten, über die Wirklichkeit der Offenbarung von Bahá'u'lláh zufriedengestellt werden möchten, forderte er, daß Bahá'u'lláh als Beweis ein Wunder verrichten solle. Bahá'u'lláh drückte Seine Bereitwilligkeit aus, dem Verlangen unter gewissen Bedingungen zu entsprechen, und erklärte, wenn die Mullás sich darüber einigen, welches Wunder zu verrichten sei, und ein Dokument des Inhalts unterzeichnen und besiegeln würden, daß sie im Falle des Zustandekommens dieses Wunders die Echtheit Seiner Sendung bekennen und davon ablassen wollten, sich Ihm zu widersetzen, so sei Er bereit, den gewünschten Beweis zu liefern oder als überführter Betrüger dazustehen. Wäre es der Wille der Mullás gewesen, die Wahrheit zu erfahren, so hätte sich ihnen hier sicher die Gelegenheit dafür geboten; aber ihre Absicht ging auf etwas anderes hinaus. Zu Recht oder zu Unrecht, sie wollten sich eine Entscheidung zu ihren eigenen Gunsten verschaffen. Sie fürchteten die Wahrheit und wichen vor der kühnen Herausforderung zurück. Diese Niederlage spornte sie aber nur dazu an, durch neue Anschläge auf die Ausrottung des unterdrückten Glaubens zu sinnen. Der Generalkonsul von Persien in Baghdád kam ihnen zu Hilfe und sandte wiederholt Botschaften an den Sháh mit der Nachricht, daß Bahá'u'lláh der muhammadanischen Religion mehr denn je schade und immer noch einen schädlichen Einfluß auf Persien ausübe. Zugleich beantragte er, Ihn deshalb an einen entlegenen Ort zu verbannen.
Es war charakteristisch für Bahá'u'lláh, daß Er in dieser Krise, als auf die Anstiftung der muhammadanischen Mullás die persische und die türkische Regierung ihre Kräfte vereinigten, um die Bewegung auszurotten, ruhig und heiter blieb, Seine Gefährten ermutigte und begeisterte und unvergängliche Worte des Trostes und der Führung niederschrieb. 'Abdu'l-Bahá berichtet, daß die 'Verborgenen Worte' zu dieser Zeit geschrieben worden sind. Bahá'u'lláh pflegte oft Seinen Spaziergang das Tigrisufer entlang zu machen. Bei der Heimkehr sah Er immer sehr glücklich aus und schrieb diese lyrischen Juwelen weiser Ratschläge nieder, die Tausenden von schmerzgequälten Herzen Hilfe und Heilung brachten. Jahrelang gab es nur wenige handgeschriebene Stücke der 'Verborgenen Worte', und diese wurden sorgfältig versteckt, damit sie nicht in die Hände der zahlreichen Feinde fallen möchten; aber jetzt ist dieses kleine Büchlein eines der bekanntesten der Werke von Bahá'u'lláh und wird auf dem ganzen Erdenrund gelesen. Das Buch Iqán ist ein anderes wohlbekanntes Werk von Bahá'u'lláh, das etwa zur selben Zeit gegen das Ende Seines Aufenthaltes in Baghdád (1862 bis 1863) verfaßt wurde.
46 Erklärung im Garten Ridván in der Nähe von Baghdád
Nach vielen Unterhandlungen erging auf Verlangen der persischen Regierung ein Befehl seitens der türkischen Regierung, der Bahá'u'lláh nach Konstantinopel vorlud. Beim Empfang dieser Nachricht gerieten die Gläubigen in Bestürzung. Sie umlagerten das Haus ihres geliebten Führers derart, daß die Familie sich für zwölf Tage in den Garten von Najíb-Páshá außerhalb der Stadt zurückziehen mußte, während die Karawane für die lange Reise ausgerüstet wurde. Während dieser zwölf Tage (22. April bis 3. Mai 1863, neunzehn Jahre nach der Erklärung des Báb), gab nun Bahá'u'lláh verschiedenen Seiner Gefährten die frohe Botschaft kund, daß Er der Eine sei, Dessen Kommen der Báb vorausgesagt habe, der Erwählte Gottes, der Verheißene aller Propheten. Der Garten, wo diese denkwürdige Erklärung vor sich ging, ist unter den Bahá'í bekannt geworden als der »Garten Ridván«, und die Tage, die Bahá'u'lláh hier zubrachte, werden gefeiert als »Ridván-Fest«, das alljährlich bei Wiederkehr dieser zwölf Tage gehalten wird. Während dieser Tage zeigte sich Bahá'u'lláh, anstatt traurig oder bedrückt zu sein, überaus freudig. Er war voll Würde und Macht. Seine Gefährten wurden glücklich und begeistert, und viele Leute kamen, um ihre Ehrerbietung zu erzeigen. Alle hohen Beamten von Baghdád, auch der Gouverneur selbst, kamen, um den abreisenden Gefangenen zu ehren.
47 Konstantinopel und Adrianopel
Die Reise nach Konstantinopel dauerte drei bis vier Monate. Als sie - die Reisegesellschaft bestand aus Bahá'u'lláh, den Mitgliedern Seiner Familie und 26 Jüngern - in Konstantinopel ankamen, fanden sie sich als Gefangene in einem kleinen Haus, in dem sie schrecklich eng zusammengedrängt waren. Später erhielten sie etwas bessere Unterkunft. Aber nach vier Monaten wurden sie weiterbefördert nach Adrianopel. Die Reise nach Adrianopel war, obgleich sie nur wenige Tage dauerte, das Schrecklichste, was ihnen bis jetzt zugestoßen war. Es schneite fast während der ganzen Reise außerordentlich stark, und es fehlte ihnen an geeigneter Kleidung und an Nahrung. Ihre Leiden waren fürchterlich. Während des ersten Winters in Adrianopel waren Bahá'u'lláh und Seine Familie von zwölf Personen in einem kleinen Haus mit drei Räumen untergebracht, das jeder Bequemlichkeit entbehrte und voll Ungeziefer war. Im Frühjahr wies man ihnen eine etwas bequemere Wohnung zu. Sie blieben über viereinhalb Jahre in Adrianopel. Hier nahm Bahá'u'lláh Sein Lehren wieder auf und scharte eine zahlreiche Anhängerschaft um sich. Er verkündete öffentlich Seine Sendung und wurde von der Mehrzahl der Bábí begeistert angenommen, die von da an als Bahá'í bekannt wurden. Eine Minderzahl aber unter der Führung des Halbbruders von Bahá'u'lláh, Mírzá Yahyá, leistete Ihm heftigen Widerstand und verband sich mit den früheren Feinden, den Shí'iten, in Anschlägen zu Seinem Sturz. Es kam zu großen Unruhen, und schließlich verbannte die türkische Regierung sowohl die Bábí als die Bahá'í aus Adrianopel, Bahá'u'lláh und Seine Gefährten nach 'Akká in Palästina, wo sie nach dem Bericht von Nabíl¹ am 31. August 1868 eintrafen, während Mírzá Yahyá und seine Anhänger nach Zypern verschickt wurden.
¹ Nabíl-i-A'zam der Verfasser von »The Dawn-Breakers«, eines Werkes über die frühe Geschichte des Bahá'í-Glaubens, war an manchen Geschehnissen, die er beschreibt, selbst beteiligt und mit vielen der ersten Gläubigen persönlich bekannt.
48 Briefe an die Könige
Um diese Zeit schrieb Bahá'u'lláh die berühmte Reihe Seiner Briefe an den Sultán der Türkei, an viele der gekrönten Häupter von Europa, an den Papst und den Sháh von Persien. In Seinem »Buch Aqdas« sprach Er die anderen Herrscher an, die Regierungen und Präsidenten von Amerika, alle Religionsführer und die gesamte Menschheit. Allen verkündete Er Seine Sendung und rief sie auf, ihre Kräfte einzusetzen, wahre Religion, gerechte Regierungen und internationalen Frieden aufzurichten.
In Seinem Brief an den Sháh verfocht Er machtvoll die Sache der unterdrückten Bábí und verlangte, Auge in Auge denen gegenübergestellt zu werden, die ihre Verfolgung angestiftet hatten. Es braucht nicht besonders betont zu werden, daß dieses Verlangen nicht erfüllt wurde; Badí, der junge und ergebene Bahá'í, der den Brief von Bahá'u'lláh überbrachte, wurde festgenommen und unter fürchterlichen Qualen dem Märtyrertod überliefert, indem ihm heiße Ziegelsteine ins Fleisch gedrückt wurden.
Im gleichen Brief gibt Bahá'u'lláh eine herzergreifende Darstellung Seiner eigenen Leiden und Seiner Sehnsucht:
»O König, auf dem Wege Gottes habe Ich geschaut, was noch kein Auge geschaut und noch kein Ohr gehört hat. Freunde haben Mich verlassen; Wege wurden Mir versperrt; der Teich Meiner Sicherheit ist ausgetrocknet; die Ebene des Wohlbehagens ist dürr gebrannt. Wie viele Schwierigkeiten sind herabgekommen, und wie viele werden noch nachkommen! Ich schreite dem Mächtigen, dem Gütigen entgegen, während hinter mir die Schlange gleitet. Meine Augen weinen, bis Mein Lager tränenbenetzt ist; aber Mein Kummer gilt nicht Mir selbst. Bei Gott, Mein Haupt verlangt nach den Speeren um der Liebe seines Herrn willen, und an keinem Baum gehe Ich vorbei, ohne daß Ich Mich im Herzen an ihn wende und zu ihm sage: 'O, daß du doch in Meinem Namen umgehauen würdest und Mein Körper an dir gekreuzigt würde auf dem Pfade Meines Herrn!' O, Ich sehe die Menschen irregehen in ihrem Rausch, und sie wissen es nicht; sie haben ihre Lüste auf den Thron gesetzt und ihren Gott beiseite gelegt, als ob sie das Gebot Gottes für ein Gespött, für einen Schmerz und für ein Spielzeug hielten; und sie denken, daß sie es recht machen und daß sie geborgen seien in der Festung der Sicherheit. Die Sache ist aber anders als sie denken: morgen werden sie erkennen, was sie heute verleugnen.«
»Wir sind im Begriff, von diesem entlegenen Verbannungsort (Adrianopel) nach der Gefängnisstadt 'Akká zu ziehen. Nach dem, was man hört, ist dies sicherlich die trostloseste Stadt der Welt, die häßlichste dem Anblick nach, abscheulich in ihrem Klima, mit verseuchtem Trinkwasser. Es ist, als ob es die Sammelstadt der Eulen wäre; man hört nichts darin als ihr Geschrei. Und darin wöllen sie diesen Diener einkerkern mit der Absicht, vor Unserem Angesicht die Tore der Milde zu schließen und Uns zeitlebens der guten Dinge des Lebens in dieser Welt zu berauben, während Wir derer heute noch einige genießen. Bei Gott, sollte gleich Ermüdung Mich schwächen und Hunger Mich vernichten, sollte Mein Lager auf hartem Fels sein und Mir die Tiere der Wüste als Gefährten beigegeben werden, so will Ich nicht zurückschrecken, sondern will, wie die Entschlossenen und Entschiedenen, geduldig sein durch die Kraft Gottes, des Königs des Vor-Daseins, des Schöpfers der Völker, und unter allen Umständen bin Ich dankbar gegen Gott. Und Wir hoffen auf Seine Gnade - erhaben ist Er - ... daß Er die Gesichter aller Menschen aufrichtig mache gegen Ihn, den Mächtigen, den Gütigen. Wahrlich, Er antwortet dem, der betet, und Er ist dem nahe, der zu Ihm ruft. Wir bitten Ihn, Er möge dieses finstere Unglück zu einem Schild machen für den Leib Seiner Heiligen, um sie damit zu schützen gegen die scharfen Schwerter und die durchbohrenden Klingen. Durch Trübsal hat dieses Licht geschienen und hat sein Lobpreis unaufhörlich gestrahlt; dies war Seine Art in allen verflossenen Zeitaltern und in längst entschwundenen Zeiten.«¹
¹ Bahá'u'lláh, zitiert nach 'A Travellers Narrative' S.145-147) (S.a. Hüter, 'Der Verheißene Tag ist gekommen' S.73/74
50 Einkerkerung in 'Akká
Zu jener Zeit war 'Akká eine Gefängnisstadt, in welche die schwersten Verbrecher aus allen Teilen des türkischen Reiches verbracht wurden. Bei der Ankunft daselbst, nach einer schlimmen Seereise, wurden Bahá'u'lláh und Seine Gefährten, etwa achtzig bis vierundachtzig an Zahl, Männer, wie auch Frauen und Kinder, in der Kaserne eingekerkert. Der Raum war schmutzig und im höchsten Grade bedrückend. Es gab keine Betten noch sonst irgendeine Bequemlichkeit. Die verabreichte Speise war erbärmlich und so ungenießbar, daß nach einiger Zeit die Gefangenen baten, es möge ihnen erlaubt werden, ihre Nahrungsmittel selbst einzukaufen. Während der ersten Tage schrieen die Kinder unaufhörlich, und es war beinahe unmöglich zu schlafen. Malaria, Ruhr und andere Krankheiten brachen bald aus, und die ganze Gefangenenschar bis auf zwei wurde krank. Drei Menschen starben an ihrer Erkrankung, und die Leiden der Überlebenden waren unbeschreiblich.¹
Diese strenge Gefangenschaft dauerte über zwei Jahre, während derer kein Bahá'í die Gefängnisschwelle überschreiten durfte, ausgenommen vier Männer, die, sorgfältig bewacht, täglich ausgingen, um Essen einzukaufen.
Während der Einkerkerung in der Kaserne wurden alle Besuche streng abgewiesen. Mehrere Bahá'í aus Persien wanderten den ganzen Weg zu Fuß, um ihren geliebten Führer zu sehen, es wurde ihnen aber der Einlaß durch das Stadttor versagt. Sie pflegten dann an einen Ort auf der Ebene außerhalb des dritten Festungsgrabens zu gehen, von wo aus sie die Fenster des Gefängnisraumes von Bahá'u'lláh sehen konnten, und nachdem sie Ihn von ferne erblickt hatten, brachen sie in Tränen aus und kehrten heim, angefacht zu neuem Eifer für Opfer und Dienst.
¹ Um zwei von den Gestorbenen beerdigen zu können, gab Bahá'u'lláh Seinen eigenen Teppich her, um aus dem Erlös die Auslagen für das Begräbnis zu bestreiten. Aber statt das Geld für diesen Zweck zu verwenden, unterschlugen es die Soldaten und warfen die Körper in eine Grube.
51 Die Beschränkungen werden milder
Schließlich wurde die Gefangenschaft gemildert. Einer eintretenden Mobilisierung türkischer Truppen wegen wurde die Kaserne für Soldaten benötigt. Bahá'u'lláh und Seine Familie erhielten ein Haus für sich allein, und der Rest der Gefährten wurde in einer Karawanserei in der Stadt untergebracht. Bahá'u'lláh wurde in diesem Hause weitere sieben Jahre gefangengehalten. In einem engen Raum neben dem Zimmer, in dem Er gefangengehalten wurde, mußten sich dreizehn Angehörige Seines Haushalts beiderlei Geschlechtes beieinander einrichten, so gut sie konnten. In der ersten Zeit ihres Aufenthalts in diesem Haus litten sie schwer unter Unbequemlichkeit, ungeeigneter Speise und Mangel an den einfachsten Lebenserleichterungen. Nach einiger Zeit aber wurden einige weitere Räume zur Verfügung gestellt, und sie konnten nun einigermaßen in Bequemlichkeit leben. Nun verließen Bahá'u'lláh und Seine Gefährten die Kaserne. Besuchern wurde erlaubt, zu Ihm zu gehen, und nach und nach wurden die strengen Einschränkungen von seiten der Regierung fallengelassen, obgleich sie dann und wann für kurze Zeit wieder in Kraft traten.
+3:10 #52 Die Tore des Gefängnisses öffnen sich
Auch während der Zeit der schlimmsten Einkerkerung waren die Bahá'í nicht entmutigt, und ihr heiteres Vertrauen wurde nie erschüttert. Schrieb doch Bahá'u'lláh in der Kaserne von 'Akká an verschiedene Freunde:
»Fürchtet euch nicht. Diese Tore werden sich öffnen. Mein Zelt wird auf dem Berge Karmel aufgeschlagen werden, und die herrlichste Freude werden wir erleben.«¹
Diese Erklärung war eine große Quelle des Trostes für Seine Gefährten, und im gegebenen Augenblick erfüllte sie sich wörtlich. Die Geschichte, wie die Gefängnistore sich öffneten, ist am besten erzählt mit den Worten von 'Abdu'l-Bahá, wie sie dessen Enkel Shoghi Effendi (ins Englische) übersetzt hat:¹
»Bahá'u'lláh liebte die Schönheit und das Grün des Landes. Eines Tages bemerkte Er nebenbei: 'Ich bin jetzt neun Jahre lang nicht mehr im Grünen gewesen. Das Land ist die Welt der Seele, die Stadt die Welt des Körpers'. Als man mir diesen Ausspruch mitteilte, erkannte ich, daß Er sich nach dem Lande sehnte, und ich war sicher, daß von Erfolg begleitet sein würde, was ich auch tun würde, um Seinen Wunsch zu erfüllen. Es gab in 'Akká zu jener Zeit einen Mann, namens Muhammad Páshá Safwat, der gegen uns sehr feindselig war. Er besaß einen Palast, der Mazra'ih hieß, etwa vier Meilen nördlich der Stadt, einem lieblichen Ort, von Gärten umgeben und mit einem fließenden Gewässer. Ich ging und besuchte diesen Páshá in seinem Heim. Ich sagte: 'Páshá, du läßt deinen Palast leer stehen und lebst in 'Akká.' Er erwiderte: 'Ich bin gebrechlich und kann die Stadt nicht missen. Wenn ich hinausgehe, ist es mir zu einsam, und ich bin von meinen Freunden abgeschnitten.' Ich sagte: 'Weil du nicht draußen lebst und das Haus leer steht, überlasse es doch uns'. Er war erstaunt über den Vorschlag, aber bald war er damit einverstanden. Ich bekam das Haus zu einer sehr niedrigen Miete, etwa fünf Pfund das Jahr, bezahlte diese auf fünf Jahre und schloß einen Vertrag mit ihm ab. Ich schickte Arbeiter, den Platz instandzusetzen und den Garten in Ordnung zu bringen, auch ein Bad ließ ich einbauen. Ich hatte auch ein Gefährt zur Benutzung durch die Gesegnete Schönheit² bereitgestellt. Eines Tages entschloß ich mich, hinauszugehen und den Ort selbst anzusehen. Trotz der wiederholten Einschärfungen in späteren Befehlen, daß wir unter keinen Umständen die Grenzen der Stadtmauer überschreiten dürften, ging ich zum Stadttor hinaus. Dort standen Wachen, aber sie erhoben keinen Einwand, und ich begab mich sogleich zu dem Palast. Am nächsten Tage ging ich wieder hinaus, begleitet von verschiedenen Freunden und Beamten, unbelästigt und ohne Widerstand zu finden, obgleich die Pförtner und Wachen zu beiden Seiten der Stadttore standen. Andern Tags veranstaltete ich ein Gastmahl, stellte eine Tafel unter die Pinienbäume von Bahjí und versammelte die Spitzen und Beamten der Stadt. Abends kehrten wir zusammen in die Stadt zurück.«
Eines Tages nun begab ich mich in die heilige Gegenwart der Gesegneten Schönheit und sagte: 'Der Palast zu Mazra'ih steht für uns bereit und ein Gefährt, um Dich dahin zu bringen'. (Um jene Zeit gab es in 'Akká oder Haifa keine Fahrzeuge.) Er weigerte sich zu gehen und sagte: 'Ich bin ein Gefangener.' Später bat ich Ihn wieder, erhielt aber die gleiche Antwort. Ich ging soweit, Ihn ein drittes Mal zu bitten, aber Er sagte nur: 'Nein', und ich wagte nicht, weiter in Ihn zu dringen.
Nun wohnte in 'Akká ein gewisser muhammadanischer Shaykh, ein wohlbekannter Mann von bedeutendem Einfluß, der Bahá'u'lláh liebte und der bei Ihm in großer Gunst stand. Ich besuchte diesen Shaykh und legte ihm die Sache dar. Ich sagte: 'Du darfst es wagen. Begib dich zur Nacht in Seine heilige Gegenwart, falle auf die Knie vor Ihm, erfasse seine Hände und lasse nicht nach und gehe nicht, bis Er verspricht, die Stadt zu verlassen.' Er war ein Araber... Er begab sich unverzüglich zu Bahá'u'lláh und ließ sich vor Ihm auf die Knie nieder. Er ergriff die Hände der Gesegneten Schönheit, küßte sie und frug: 'Warum verlässest Du die Stadt nicht?' Er sprach: 'Ich bin ein Gefangener.' Der Shaykh entgegnete: 'Da sei Gott vor! Wer hat die Macht, Dich zu einem Gefangenen zu machen? Du hast Dich selbst in Gefangenschaft gehalten. Es war Dein eigener Wille, gefangengehalten zu werden, und nun bitte ich Dich, herauszukommen und zu dem Palaste zu gehen. Es ist herrlich und grün. Die Bäume sind lieblich und die Orangen glühen wie Feuerbälle!' Sooft die Gesegnete Schönheit sprach: 'Ich bin ein Gefangener, es kann nicht sein', griff der Shaykh nach Seinen Händen und küßte sie. Eine ganze Stunde lang ließ er nicht nach, auf Bahá'u'lláh einzureden. Schließlich sagte Bahá'u'lláh: 'Khaylí khúb (also gut)', und des Shaykhs Geduld und Ausdauer waren belohnt. Er kam zu mir in großer Freude, mir die frohe Neuigkeit der Einwilligung Seiner Heiligkeit zu bringen. Trotz dem strengen Befehl von 'Abdu'l-'Azíz, der mir eine Begegnung oder sonst eine Verbindung mit der Gesegneten Vollkommenheit³ verbot, nahm ich am nächsten Tage das Gefährt und fuhr mit Ihm zu dem Palast hinaus. Niemand machte eine Einwendung. Ich verließ Ihn dort und kehrte zur Stadt zurück.
Zwei Jahre lang verblieb Er an diesem reizenden und lieblichen Ort. Dann entschied Er sich, anderswohin zu gehen, nämlich nach Bahjí. Damals brach eine Seuche in Bahjí aus, und der Eigentümer des Hauses entfloh aus Angst mit seiner ganzen Familie und erklärte sich bereit, sein Haus irgendeinem Bewerber umsonst zu überlassen. Wir übernahmen das Haus gegen eine ganz niedrige Miete, und hier wurden die Tore der Majestät und der wahren Herrschaft weit geöffnet. Bahá'u'lláh war dem Namen nach ein Gefangener (denn die strengen Befehle des Sultáns 'Abdu'l-Azíz wurden nie aufgehoben), aber in Wirklichkeit zeigte Er eine solche Vornehmheit und Würde in Seinem Leben und Seinem Auftreten, daß Er von jedermann verehrt wurde und die Herrscher von Palästina Ihn um Seinen Einfluß und Seine Macht beneideten. Gouverneure und Mutisarrifs, Generäle und örtliche Beamte suchten demütig um die Ehre nach, in Seine Gegenwart zu gelangen - eine Bitte, der Er selten entsprach.
Einmal suchte ein Gouverneur der Stadt auf höheren Befehl um die Gunst nach, die Gesegnete Vollkommenheit mit einem gewissen General zusammen besuchen zu dürfen. Dem Verlangen wurde entsprochen, und der General, ein sehr wohlbeleibter Mann, ein Europäer, war so beeindruckt von der majestätischen Gegenwart von Bahá'u'lláh, daß er knieend auf dem Boden in der Nähe der Türe verharrte. So groß war die Schüchternheit der beiden Besucher, daß es wiederholter Einladungen von Bahá'u'lláh bedurfte, sie zu bewegen, die Nargileh (Wasserpfeife) zu rauchen, die Er ihnen anbot. Auch dann berührten sie diese nur mit den Lippen, legten sie wieder beiseite, kreuzten dann ihre Arme und saßen in solcher Demut und Hochachtung da, daß es für die Anwesenden ganz erstaunlich war.(4)
Die liebevolle Ergebenheit der Freunde, die Rücksicht und Hochachtung, die Ihm von allen Beamten und Standespersonen entgegengebracht wurde, der Zustrom der Pilger und Sucher nach Wahrheit, der Geist der Hingabe und des Dienstes, der rings um Ihn offenbar wurde, die hoheitsvolle und königliche Haltung der Gesegneten Vollkommenheit, die Wirkungskraft Seines Gebotes, die Zahl der Ihm so eifrig Ergebenen, all dies legte Zeugnis ab für die Tatsache, daß Bahá'u'lláh in Wirklichkeit kein Gefangener war, sondern ein König der Könige. Zwei despotische Regenten standen gegen Ihn, zwei mächtige Selbstherrscher, und doch, auch als Er eingeschlossen war in ihren Gefängnissen, redete Er sie in gebietendem Tone an, wie ein König seine Untertanen. Später lebte Er, trotz strenger anderweitiger Befehle, in Bahjí wie ein Fürst. Er konnte oft sagen: 'Wahrlich, wahrlich, das elendeste Gefängnis hat sich in das Paradies Eden umgewandelt.'«
»Sicher, etwas Derartiges ist noch nicht dagewesen seit der Schöpfung der Welt.«
¹ Gibt es hierzu und Abdu'l-Bahás Erzählung noch eine weitere Quelle?
² Jamál-i-Mubárak = die Gesegnete Schönheit: wurde Bahá'u'lláh von Seinen Anhängern und Freunden oft genannt.
³ Gesegnete Vollkommenheit, ein Beiname Bahá'u'lláhs
(4) Geschichtlich wäre interessant: Wer war der europäische General, hatte er Nachkommen und wissen diese von der Begebenheit?
55 Das Leben in Bahjí
Hatte Er in den früheren Jahren Seiner Leiden gezeigt, wie man Gott in einem Zustande der Armut und Schmach verherrlichen kann, so zeigte Bahá'u'lláh in Seinen späteren Jahren in Bahjí, wie Gott in Zeiten der Ehre und des Wohlstandes zu verherrlichen ist. Die Gaben von Hunderttausenden Seiner ergebenen Anhänger stellten große Beträge zu Seiner Verfügung, um deren Verwaltung Er gebeten wurde. Obgleich Sein Leben in Bahjí als wirklich königlich im höchsten Sinne des Wortes beschrieben worden ist, darf man doch darunter nicht verstehen, daß Sein Leben durch äußerlichen Prunk oder durch Verschwendung gekennzeichnet war. Die Gesegnete Vollkommenheit und Seine Familie lebten auf sehr einfache und bescheidene Art, und Ausgaben für eigenen Luxus waren etwas, was man in Seinem Haushalt nicht kannte. Nahe bei Seinem Haus legten die Gläubigen einen schönen Garten mit Namen Ridván an, in welchem Er oft mehrere Tage und selbst Wochen zubrachte, wobei Er des Nachts in einem Landhäuschen inmitten des Gartens schlief. Gelegentlich ging Er auch über Land. Er besuchte öfters 'Akká und Haifa, und mehr denn einmal hat Er Sein Zelt auf dem Berge Karmel errichtet, wie Er vorausgesagt hatte, als Er noch in der Kaserne von 'Akká eingekerkert war. Bahá'u'lláh verbrachte die meiste Zeit in Gebet und Andacht, mit der Niederschrift der heiligen Bücher, mit Offenbaren von Tablets und mit der geistigen Erziehung der Freunde. Um Ihm vollständige Freiheit für Sein großes Werk zu geben, übernahm 'Abdu'l-Bahá alle andern Geschäfte selbst, sogar den Besuch der Mullás, der Dichter und der Mitglieder der Regierung. Alle diese Leute waren entzückt und beglückt vom Zusammensein mit 'Abdu'l-Bahá, und waren völlig zufriedengestellt durch Seine Erklärungen und die Unterhaltung mit Ihm, und obgleich sie Bahá'u'lláh selbst nicht gesehen hatten, waren sie voll freudiger Gefühle für Ihn durch die Begegnung mit Seinem Sohn, da die Haltung von 'Abdu'l-Bahá ihnen ebenfalls volles Verständnis für die Stufe Seines Vaters übermittelte.
Der hervorragende Orientalist, Professor Edward G. Browne von der Universität in Cambridge, besuchte Bahá'u'lláh im Jahre 1890 in Bahjí und schrieb seine Eindrücke wie folgt nieder:
»Mein Führer stand einen Augenblick stille, während ich meine Schuhe ablegte. Mit einem raschen Griff zog er den Vorhang zurück, und ich betrat ein großes Zimmer, an dessen oberem Ende ein Diwan und der Türe gegenüber zwei oder drei Stühle standen. Obschon ich dunkel ahnte, wohin ich jetzt ging, und wen ich sehen sollte (eine bestimmte Andeutung war mir nicht gemacht worden), stand ich doch einige Sekunden mit Herzklopfen und voll Ehrfurcht da, bevor ich mir endlich bewußt wurde, daß der Raum nicht leer war. In der Ecke, wo der Diwan an die Wand stieß, saß eine hoheitsvolle, ehrwürdige Gestalt mit jener Kopfbedeckung, wie sie bei den Derwischen Táj genannt wird (aber von ungewöhnlicher Höhe und Form), und um deren unteren Teil ein kleiner weißer Turban gewunden war. Das Antlitz, in das ich nun blickte, kann ich nie vergessen, obgleich ich nicht imstande bin, es zu beschreiben. Diese durchdringenden Augen schienen auf dem Grunde der Seele zu lesen. Macht und Würde lagen über diesen breiten Augenbrauen; die tiefen Falten auf Seiner Stirne und Seinem Gesicht verrieten ein Alter, das Sein tiefschwarzes Haar und der in üppiger Fülle bis zur Leibesmitte herabwallende Bart Lügen zu strafen schienen. Unnötig zu fragen, in wessen Gegenwart ich stand, als ich mich vor Dem verneigte, Der das Ziel einer Verehrung und Liebe ist, um die Ihn Könige beneiden könnten und nach der sich Kaiser vergeblich sehnen.«
»Eine milde, würdevolle Stimme bat mich, Platz zu nehmen, und sprach sodann:«
»'Gelobt sei Gott, daß du es erreicht hast! ... Du bist gekommen, um einen Gefangenen und Verbannten zu sehen ... Wir wünschen nur das Wohl der Welt und das Glück der Völker; dennoch hält man Uns für Anstifter von Streit und Aufruhr, die Gefangenschaft und Verbannung verdienen ... Wir wünschen, daß alle Völker in einem Glauben vereint und alle Menschen Brüder werden; daß das Band der Liebe und Einigkeit zwischen den Menschenkindern gestärkt werde; daß Religionsverschiedenheit aufhöre und die Unterschiede, welche zwischen den Rassen gemacht werden, aufhören - was ist nun Schlimmes hieran? ... Aber trotz all dem wird es dahin kommen; diese fruchtlosen Kämpfe, diese zerstörenden Kriege werden aufhören und der 'Größte Friede' wird kommen ... Habt ihr dies in Europa nicht auch nötig? Ist dies nicht das, was Christus verhieß? ... Aber dennoch sehen Wir eure Könige und Regenten die Schätze ihrer Länder mehr auf die Zerstörung der menschlichen Rasse verschwenden als darauf, was zum Glück der Menschheit führen würde ... Diese Kämpfe, dieses Blutvergießen und diese Zwietracht müssen aufhören, alle Menschen müssen sein, also ob sie einem Geschlecht und einer Familie angehörten. Es rühme sich kein Mensch dessen, daß er sein Land liebt, sondern eher dessen, daß er das ganze Menschengeschlecht liebt ...'«
»Solcher Art waren, soweit ich sie aus dem Gedächtnis wiedergeben kann, die Worte, die ich, neben vielen anderen, von Bahá hörte. Mögen die, die sie lesen, sie gut daraufhin ansehen, ob solche Lehren Tod und Ketten verdienen, und ob die Welt von ihrer Verbreitung nicht vielleicht mehr gewinnen als verlieren würde.«¹
¹ A Traveller's Narrative, Einleitung, S. XXXIX
57 Sein Hinscheiden
So verbrachte Bahá'u'lláh Seinen Lebensabend einfach und ruhig, bis Er nach einem Fieberanfall am 29. Mai 1892 im Alter von 75 Jahren verschied. Eines Seiner letzten Tablets, die Er offenbarte, war Sein letzter Wille und Sein Testament, das Er mit eigener Hand schrieb, formgerecht unterzeichnete und siegelte. Neun Tage nach Seinem Tode wurden die Siegel von Seinem ältesten Sohn in Gegenwart von Familienmitgliedern und einigen Freunden zerbrochen und der Inhalt der kurzen, aber bedeutsamen Urkunde bekanntgegeben. Durch diesen letzten Willen wurde 'Abdu'l-Bahá als Seines Vaters Bevollmächtigter und als Ausleger seiner Lehren bestimmt. Die Familie und die Verwandten von Bahá'u'lláh und alle Gläubigen wurden angewiesen, sich Ihm zuzuwenden und Ihm zu gehorchen. Durch diese Anordnung wurden Sektiererei und Spaltung verhindert und die Einheit der Sache sichergestellt.
58 Bahá'u'lláh als Offenbarer
Es ist wichtig, sich eine klare Vorstellung von Bahá'u'lláh als Offenbarer zu machen. Seine Aussprüche können gleich denen anderer göttlicher »Manifestationen« in zwei Arten eingeteilt werden, in eine, in der Er schreibt und spricht wie ein Mensch, der von Gott mit einer Botschaft an Seine Mitmenschen beauftragt ist, während in der andern die Worte unmittelbare Äußerung Gottes selbst sind. Im Buch Iqán schreibt Er (S.119f):
»Wir haben schon auf den vorausgegangenen Seiten einer jeden der Leuchten, die sich von den Aufgangsorten ewiger Heiligkeit erheben, zwei Stufen zugeschrieben. Die eine dieser Stufen, die Stufe der Wesenseinheit, haben Wir bereits erläutert. 'Keinen Unterschied machen Wir zwischen irgendwelchen von ihnen.' (Qur'án 2:136) Die andere Stufe ist die der Unterscheidung und gehört der Welt der Schöpfung und ihren Begrenzungen an. In dieser Hinsicht hat jede Manifestation Gottes eine ausgeprägte Individualität, eine genau vorgezeichnete Sendung, eine vorherbestimmte Offenbarung und besonders gegebene Begrenzungen. Eine jede von ihnen ist unter einem anderen Namen bekannt, ist durch eine andere Eigenschaft gekennzeichnet, erfüllt eine bestimmte Sendung und ist mit einer besonderen Offenbarung betraut. So wie Er spricht: 'Einige der Sendboten haben Wir vor den anderen ausgezeichnet. Zu einigen hat Gott gesprochen, einige hat Er erhoben und erhöht. Und Jesus, dem Sohne Marias, verliehen Wir offenbare Zeichen, und Wir stärkten Ihn mit dem Heiligen Geist.'(Qur'án 2:253)«
»Durch diese Verschiedenheit ihrer Stufe und Sendung kommt es, daß die Worte und Aussprüche, die von diesen Urquellen göttlicher Erkenntnis strömen, scheinbar voneinander abweichen und verschieden sind. Dagegen sind in den Augen derer, die in die Mysterien göttlicher Weisheit eingeweiht sind, alle ihre Aussprüche in Wirklichkeit nur der Ausdruck einer Wahrheit. Da die meisten Menschen diese Stufen, auf die Wir hingewiesen haben, nicht richtig einzuschätzen vermögen, fühlen sie sich verwirrt und bestürzt angesichts der verschiedenartigen Aussprüche der Manifestationen, die doch in ihrem Wesen ein und dieselben sind. Es ist von jeher klar gewesen, daß alle diese Unterschiede im Ausdruck den Unterschieden in der Stufe beizumessen sind. So sind, vom Gesichtspunkt ihrer Einheit und erhabenen Loslösung aus gesehen, die Kennzeichen Gottheit, Göttlichkeit, höchste Einzigkeit und innerstes Sein von jeher und auch heute auf diese wahrsten Wesen des Daseins anwendbar, da sie ja alle auf dem Throne göttlicher Offenbarung weilen und sich auf dem Sitze göttlicher Verborgenheit niedergelassen haben. Durch ihr Erscheinen ist die Offenbarung Gottes offenkundig geworden und durch ihr Antlitz die Schönheit Gottes enthüllt. So geschieht es, daß durch diese Manifestation des göttlichen Seins die Sprache Gottes selbst vernommen worden ist.«
»Im Lichte ihrer zweiten Stufe betrachtet - der Stufe der Auszeichnung, der Unterscheidung, der zeitlichen Begrenzungen, der Kennzeichen und Maßstäbe - zeigen sie unbedingte Dienstbarkeit, äußerste Armut und völlige Auslöschung des Selbstes. So hat Er gesprochen: 'Ich bin der Diener Gottes. Ich bin nur ein Mensch wie ihr.'«
»Gehe nun von diesen unwiderleglichen und vollständig dargelegten Erklärungen aus und sei darauf bedacht, den Sinn der Fragen, die du gestellt hast, zu begreifen, auf daß du standhaft im Glauben Gottes seiest und nicht durch die Verschiedenheiten in den Aussprüchen Seiner Propheten und Auserwählten erschüttert werdest.«
»Würde eine der allumfassenden Manifestationen Gottes erklären: 'Ich bin Gott!', so spräche Sie gewißlich wahr, und es gäbe darüber keinen Zweifel. Denn es ist wiederholt dargetan worden, daß durch ihre Offenbarung, ihre Eigenschaften und Namen die Offenbarung Gottes, Sein Name und Seine Eigenschaften in der Welt offenkundig gemacht worden sind. So hat Er enthüllt: 'Jene Pfeile waren von Gott, nicht von Dir!' (Qur'án 8:17) Und ebenso spricht Er: 'Wahrlich, die Dir Treue gelobten, gelobten sie in Wirklichkeit Gott.' (Qur'án 48:10)
Würde einer von Ihnen den Ausspruch tun: 'Ich bin der Gesandte Gottes', so spräche Er auch die Wahrheit, die unzweifelhafte Wahrheit. So spricht Er: 'Muhammad ist nicht der Vater irgendeines Menschen unter euch, sondern Er ist der Gesandte Gottes.' In diesem Lichte gesehen sind sie alle nur Gesandte jenes vollkommenen Königs, jener unwandelbaren Wesenheit. Würden sie alle verkünden: 'Ich bin das Siegel der Propheten', so sprächen sie gewißlich nichts als die Wahrheit, und sie wären über den geringsten Schatten eines Zweifels erhaben, denn sie alle sind nur eine Persönlichkeit, eine Seele, ein Geist, ein Wesen, eine Offenbarung. Sie alle sind die Manifestation des 'Anfangs' und des 'Endes', des 'Ersten' und des 'Letzten', des 'Sichtbaren' und des 'Verborgenen' - all dies kommt Ihm zu, Ihm, dem innersten Geiste der Geister und dem ewigen Wesen der Wesen.«
»Und würden sie sagen: 'Wir sind Diener Gottes' (Qu'án 33:40), so ist auch dies eine offenkundige und unbestreitbare Tatsache. Denn sie haben sich im äußersten Zustande des Dienens geoffenbart, eines Dienens, wie es wohl kein Mensch erreichen kann. Darum haben diese Wesen des Daseins in Augenblicken, da sie tief in die Meere altehrwürdiger und ewigwährender Heiligkeit untertauchten, oder wenn sie zu den erhabensten Höhen göttlicher Mysterien emporstiegen, den Anspruch erhoben, daß ihre Sprache die Stimme der Gottheit, der Ruf Gottes selbst sei. Wäre das Auge der Unterscheidung geöffnet, so würde es erkennnen, daß sie sich in eben diesem Zustand als völlig ausgelöscht und nicht bestehend betrachteten vor dem Antlitz Dessen, welcher der Alldurchdringende, der Unbestechliche ist. Mich dünkt, sie haben sich ganz wie ein Nichts angesehen und ihre Erwähnung in jenem heiligen Hof als einen Akt der Gotteslästerung erachtet. Denn die leisesten Einflüsterungen des Selbstes sind in solch einem Hof ein Beweis von Selbstbetonung und Eigendasein. In den Augen derer, die in diesen Hof gelangten, ist solch eine Regung schon ein schweres Vergehen. Wieviel schlimmer wäre es, würde in solcher Gegenwart sonst noch etwas erwähnt werden, würden des Menschen Herz, Zunge, Gemüt oder Seele von etwas anderem eingenommen werden als von dem Vielgeliebten, würden des Menschen Augen ein anderes Antlitz betrachten als Seine Schönheit, würde des Menschen Ohr einer anderen Melodie sich zuneigen als Seiner Stimme und würden des Menschen Füße einen anderen Weg gehen als Seinen Weg.«
»An diesem Tage weht der Hauch Gottes, und Sein Geist hat alle Dinge durchdrungen. So mächtig ist die Ausgießung Seiner Gnade, daß die Feder ruht und die Zunge schweigt. Kraft dieser Stufe haben sie für sich den Anspruch erhoben, die Stimme der Gottheit und dergleichen zu sein, während sie kraft ihrer Stufe als Gesandte sich als die Gesandten Gottes erklärt haben. In jedem Fall haben sie einen Ausspruch getan, der den Gegebenheiten des Augenblicks angepaßt war, und haben alle diese Erklärungen sich selbst zugeschrieben, Erklärungen, die sich vom Reich göttlicher Offenbarung bis zum Reich der Schöpfung erstreckten und vom Bereich der Göttlichkeit bis zum Bereich irdischen Daseins. Daher rührt es, daß alle ihre Aussprüche, ob sie dem Reich der Gottheit, des Herrn, des Propheten, des Gottgesandten, des Hüters, des Apostels oder des Dieners zugehören, alle wahr sind ohne den Schatten eines Zweifels. So müssen diese Sprüche, die Wir zur Stützung Unseres Beweises angeführt haben, aufmerksam erwogen werden, damit die voneinander abweichenden Worte der Manifestationen des Unsichtbaren und der Morgendämmerungen der Heiligkeit nicht mehr die Seele erregen und den Geist verwirren.« (Bahá'u'lláh, Das Buch der Gewißheit, S.119f)
Wenn Bahá'u'lláh als Mensch spricht, ist die Stufe, die Er in Anspruch nimmt die äußerster Bescheidenheit, des »Aufgehens in Gott«. Was die »Manifestation« in ihrer menschlichen Persönlichkeit anderen Menschen gegenüber auszeichnet, ist ihre völlige Selbstverleugnung und die Vollkommenheit ihrer Macht. Unter allen Umständen ist sie fähig zu sagen, wie Jesus im Garten Gethsemane: »doch nicht mein, sondern Dein Wille geschehe«. So sagt Bahá'u'lláh in Seinem Brief an den Sháh:
»O König! Ich war nur ein Mensch wie andere und schlief auf Meinem Lager - siehe da wehten die Winde des Herrlichsten über Mich und gaben Mir Kenntnis von allem, was war. Diese Sache ist nicht von Mir, sondern von Dem, welcher allmächtig und allwissend ist. Und Er gebot Mir, Meine Stimme zu erheben zwischen Erde und Himmel, und um dessentwillen befiel Mich, worüber ein jeder Mensch mit Einsicht weinte. Die allgemein übliche Gelehrsamkeit der Menschen studierte Ich nicht; Ihre Schulen betrat Ich nicht. Frage nach in der Stadt, wo Ich wohnte, auf daß du wohl versichert seiest, daß Ich nicht zu denen gehöre, die falsch reden. Dies ist nur ein Blatt, das die Winde des Willens deines Herrn, des Allmächtigen, des Allgepriesenen, bewegt haben. Kann es ruhig bleiben, wenn der Sturmwind weht? Nein, bei Ihm, dem Herrn aller Namen und Eigenschaften! Er bewegt es, wie Er will. Das Vorübergehende ist wie ein Nichts vor Ihm, dem Ewigen. Sein allbezwingender Ruf hat Mich erreicht und ließ Mich Seinen Lobpreis unter allem Volke anstimmen. Fürwahr, Ich war wie ein Toter, als Sein Befehl erscholl. Die Hand des Willens deines Herrn, des Mitleidigen, des Barmherzigen, verwandelte Mich. Kann irgend jemand aus eigenem Willen das aussprechen, weswegen alle Menschen, hoch und niedrig, sich gegen ihn erheben werden? Nein, bei Ihm, Der die Feder die ewigen Geheimnisse lehrte: das kann nur, wem die Gnade des Allmächtigen, des Allgewaltigen Kraft gab.«
(BAHÁ'U'LLÁH, Lawh-i-Sultán, zit. in 'Der Verheißene Tag ist gekommen' S.71f)
Wie Jesus die Füße Seiner Jünger wusch, so hat Bahá'u'lláh manchmal Speise für Seine Jünger bereitet und andere niedrige Dienste für sie verrichtet. Er war ein Diener der Diener und war im Dienen einzig glücklich. Er war zufrieden, auf hartem Boden zu schlafen, falls es notwendig war, und nur von Brot und Wasser zu leben oder selbst zeitweise, wie Er es nannte, von »göttlicher Nahrung, das heißt, Hunger zu leiden«. Seine vollendete Demut war zu erkennen an Seiner tiefen Ehrfurcht vor der Natur, vor dem menschlichen Wesen und besonders vor den Heiligen, den Offenbarern und den Märtyrern. Zu Ihm sprachen alle Dinge von Gott, vom kleinsten bis zum größten.
Seine menschliche Persönlichkeit ist von Gott auserwählt worden, das göttliche Sprachrohr und die göttliche Feder zu sein. Es war nicht Sein eigener Wille, daß Er diese Stellung von unvergleichlicher Schwierigkeit und Härte auf sich nahm. Wie Jesus sagte: »Vater, ist's möglich, so lasse diesen Kelch an Mir vorübergehen«, so sagte Bahá'u'lláh (im Ishráqát):
»Hätte sich ein anderer Erklärer und Sprecher gefunden, so hätten Wir Uns nicht dem Tadel, dem Hohn und den Verleumdungen seitens der Menschen preisgegeben.«
Aber der göttliche Ruf war klar und zwingend, und Er gehorchte. Gottes Wille wurde Sein Wille, und was Gott wohlgefiel, erwählte Er auch für Sich. Und mit »strahlender Ergebung« erklärte Er (im Brief an den Sohn des Wolfes S.31):
»Wahrlich, Ich sage: Was sich auch immer auf dem Pfade Gottes zuträgt, es ist das Wohlgefallen der Seele und der Wunsch des Herzens. Tödliches Gift ist auf Seinem Pfade reiner Honig und jede Trübsal ein Trunk kristallklaren Wassers.«
Zu anderen Zeiten sprach Bahá'u'lláh, wie wir schon erwähnten, »von der Stufe der Gottheit« aus. In diesen Äußerungen tritt Seine menschliche Persönlichkeit so vollkommen zurück, daß sie völlig außer Betracht bleibt. Durch Ihn spricht Gott zu Seinen Geschöpfen, verkündet Seine Liebe zu ihnen, lehrt sie Seine Merkmale, gibt ihnen Seinen Willen bekannt, verkündet Seine Gesetze zu ihrer Führung und fordert ihre Liebe, ihre Ergebenheit, ihren Dienst.
In den Schriften von Bahá'u'lláh wechselt die Redeweise häufig von der einen Form zur andern. Manchmal ist es zweifelsohne der Mensch, der spricht, dann, ohne eine Pause, fährt der Text fort, als ob Gott selbst sprechen würde. Jedoch auch, wenn Er als Mensch spricht, spricht Bahá'u'lláh als Gottes Gesandter, als ein lebendes Beispiel völliger Ergebenheit in Gottes Willen. Sein ganzes Leben wird vom Heiligen Geist in Bewegung gehalten. Deshalb können keine bestimmten, klaren Linien gezogen werden zwischen den menschlichen und den göttlichen Elementen in Seinem Leben und Seiner Lehre. Gott sagt zu Ihm:
»Sprich: Nichts ist in Meinem Tempel zu sehen als Gottes Tempel und in Meiner Schönheit nur Seine Schönheit, in Meinem Wesen nur Sein Wesen, in Mir nur Er, in Meinem Walten nur Sein Walten, in Meiner Ergebung Seine Ergebung, in Meiner Feder Seine Feder, die Kostbare, die Gepriesene. Sprich: Es gab in Meiner Seele nichts als die Wahrheit, und in Mir kann man nichts sehen als Gott.«¹
¹ Bahá'u'lláh, Súratu'l-Haykal, S.30
64 Seine Sendung
Die Sendung von Bahá'u'lláh auf der Welt ist, die Einheit zu verwirklichen, die Einheit aller Menschen in und durch Gott. Er spricht:
»Vom Baum der Erkenntnis ist folgendes erhabene Wort die allerherrlichste Frucht: Von einem Baum seid ihr alle die Früchte und von einem Zweige die Blätter. Lasset niemand sich rühmen, daß er sein Land liebe, sondern eher dessen, daß er das ganze Menschengeschlecht liebt.«
Die früheren Offenbarer haben ein Zeitalter des Friedens auf Erden angekündigt, des Wohlgefallens unter den Menschen, und haben ihr Leben dahingegeben, um Sein Kommen zu beschleunigen; aber sie alle haben deutlich erklärt, daß diese gesegnete Erfüllung sich erst ereignen wird nach dem »Kommen des Herrn« in den letzten Tagen, wenn der Gottlose gerichtet und der Gerechte belohnt wird.
Zarathustra prophezeite 3000 Jahre des Streites vor dem Kommen des Sháh Bahrám, des Welterlösers, der Ahriman, den Geist des Bösen, überwinden und ein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens aufrichten würde.
Moses sagte einen langen Zeitabschnitt von Verbannung, Verfolgung und Unterdrückung für die Kinder Israels voraus, ehe der Herr der Heerscharen erscheinen werde, sie aus allen Nationen zu sammeln, ihre Unterdrücker zu vernichten und Sein Königreich auf Erden aufzurichten.
Christus sprach: »Ihr sollt nicht wähnen, daß Ich gekommen sei, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.« (Matth.10:34) Und Er sagte eine Zeit von Kriegen und Kriegsgeschrei voraus, von Aufruhr und Trübsalen, die dauern würden bis zum Kommen des Menschensohnes »in der Herrlichkeit des Vaters«. Muhammad erklärte, daß wegen ihrer Missetaten Gott Feindschaft und Haß gesetzt habe zwischen Juden und Christen, die dauern werden bis zum Tage der Auferstehung, wenn Er erscheinen werde, um sie alle zu richten.
Bahá'u'lláh andererseits verkündet, daß Er der von allen diesen Offenbarern Verheißene sei, die göttliche Manifestation, in deren Zeitalter das Reich des Friedens tatsächlich aufgerichtet werde. Diese Erklärung ist beispiellos und einzigartig, aber sie paßt wundervoll zu den Zeichen der Zeit und zu den Prophezeiungen aller großen Offenbarer. Bahá'u'lláh offenbarte mit unvergleichlicher Klarheit und Verständlichkeit die Mittel, um Frieden und Einigkeit unter den Menschen hervorzurufen.
Es ist wahr, daß seit dem Kommen von Bahá'u'lláh und noch jetzt Krieg und Zerstörung in nie dagewesenem Maße stattgefunden haben, aber dies ist gerade das, was alle Offenbarer sagten, daß es sich ereignen werde beim Dämmern des »großen und schrecklichen Tages des Herrn«, und ist somit nur eine Bestätigung der Ansicht, daß das »Kommen des Herrn« nicht nur bevorsteht, sondern bereits vollendete Tatsache ist. Dem Gleichnis Christi zufolge muß der Herr des Weinbergs erst das gottlose Gesinde übel umkommen lassen, bevor Er den Weinberg an andere gibt, die Ihm die Früchte zu rechter Zeit geben. Bedeutet dies nicht, daß beim Kommen des Herrn schreckliche Vernichtung der despotischen Regierungen harrt, der habsüchtigen und unduldsamen Priester, der Mullás, der tyrannischen Führer, die Jahrhunderte hindurch, dem gottlosen Gesinde gleich, die Erde schlecht verwaltet und die Früchte vergeudet haben?
Mag es schreckliche Ereignisse geben und nie dagewesenes Elend auf der Erde herrschen, Bahá'u'lláh versichert uns: »Binnen kurzem werden diese nutzlosen Streitigkeiten, diese zerstörenden Kriege aufhören und der Größte Friede wird kommen.«
Krieg und Streit sind mit ihren zerstörenden Kräften so unerträglich geworden, daß die Menschheit sich davon losmachen muß oder zugrunde geht.
»Die Fülle der Zeiten« ist gekommen und mit ihr der verheißene Erlöser!
66 Seine Schriften
Die Schriften von Bahá'u'lláh sind in ihrem Bereich sehr umfassend; sie geben sich mit jeder Phase des menschlichen Lebens ab, mit dem des einzelnen wie mit dem der Gesellschaft, mit materiellen und geistigen Dingen, mit der Auslegung alter und neuer Schriften und mit der prophetischen Voraussicht der nahen wie der fernsten Zukunft.
Die Stufe und Genauigkeit Seiner Erkenntnis waren bewundernswürdig. Er konnte die heiligen Schriften der verschiedenen Religionen anführen und auslegen, mit denen die, die brieflich mit Ihm verkehrten oder Ihm Fragen stellten, vertraut waren, und zwar in überzeugender und achtunggebietender Weise, obgleich Er offensichtlich nie die Möglichkeit gehabt hatte, auf die gewöhnliche Art zu vielen der Bücher zu kommen, auf die Er sich bezog. Im Brief an den Sohn der Wolfes erklärt Er, daß Er nie den Bayán gelesen habe, obgleich Er in Seinen Büchern die vollkommenste Kenntnis und das vollkommenste Verständnis für die Offenbarung des Báb beweist. (Der Báb erklärte, wie wir wissen, daß Seine Offenbarung, der Bayán, Ihm eingegeben und ausgegangen sei von »Dem, den Gott offenbar machen werde«!)
Mit der einzigen Ausnahme eines Besuches von Professor Browne, mit dem Er im Jahr 1890 vier Unterredungen hatte von jeweils zwanzig bis dreißig Minuten Dauer, hatte Er keine Gelegenheit, mit geistreichen abendländischen Gelehrten zu verkehren, und doch zeigen Seine Schriften einen wunderbaren Scharfblick für die sozialen, politischen und religiösen Probleme des Abendlandes, und selbst Seine Feinde mußten zugeben, daß Seine Weisheit und Erkenntnis unvergleichlich waren. Die wohlbekannten Umstände Seiner langen Einkerkerung schließen jeden Zweifel aus, daß viel von dem Reichtum an Erkenntnis, der sich in Seinen Schriften zeigt, aus geistigen Quellen entnommen sein muß und völlig unabhängig von der gewöhnlichen Übermittlung durch Studium oder Unterricht und von der Hilfe durch Bücher oder Lehrer ist.¹
Bisweilen schrieb Er in modernem Persisch, der üblichen Sprache Seiner Landsleute, die reichlich mit Arabisch durchsetzt ist. Zu andern Zeiten wieder, wenn Er sich z.B. an gelehrte Zarathustrier wandte, schrieb Er in reinstem klassischen Persisch. Er schrieb auch mit der gleichen Flüssigkeit Arabisch, manchmal in ganz einfacher Sprache, manchmal im klassischen Stil, ähnlich dem des Qur'án. Seine völlige Meisterschaft in diesen verschiedenen Sprachen und Stilen war bemerkenswert angesichts des völligen Fehlens literarischen Unterrichts.
In manchen Seiner Schriften ist der Weg der Heiligung in solch einfachen Ausdrücken bezeichnet, daß der »Pilgersmann, sei er gleich töricht, sich darin nicht irren kann« (vgl. Jesaia 35:8). In andern findet sich ein Reichtum an poetischer Bildhaftigkeit, tiefer Philosophie und Anspielungen auf muhammadanische ,zarathustrische und andere Schriften, oder auf persische oder arabische Literatur und Legenden, wie ihn nur der Dichter, der Philosoph oder der Gelehrte hinreichend würdigen kann. Wieder andere beschäftigen sich mit den vorgeschrittenen Stufen des geistigen Lebens und können nur von solchen verstanden werden, die bereits die ersten Stufen hinter sich haben. Seine Werke gleichen einer wundervollen Tafel, die besetzt ist mit Speisen und Köstlichkeiten, die den Bedürfnissen und dem Geschmack aller angepaßt sind, die echte Sucher nach Wahrheit sind.
Dem ist es zu verdanken, daß Seine Sache Erfolg hat bei den Gelehrten und Gebildeten, bei vergeistigten Dichtern und wohlbekannten Schriftstellern. Sogar viele Führer der Sáfí und anderer Sekten und einige Minister, die Schriftsteller waren, wurden von Seinen Worten angezogen, denn sie übertrafen die aller andern Schriftsteller an Feinheit und Tiefe der geistigen Bedeutung.
¹ Als 'Abdu'l-Bahá gefragt wurde, ob Bahá'u'lláh sich eines besonderen Studiums der Schriften des Westens unterzogen und Seine Lehren in Übereinstimmung mit diesen aufgestellt habe, sagte Er, daß die Bücher von Bahá'u'lláh, die schon um 1870 geschrieben und gedruckt worden seien die dem Westen heute so vertrauten Ideale enthielten, obgleich zu jener Zeit diese Gedanken im Westen weder gedruckt noch erdacht worden waren.
68 Der Bahá'í-Geist
Von dem Orte Seiner Verbannung, dem fernen 'Akká aus wühlte Bahá'u'lláh sein Heimatland Persien in seinen Tiefen auf; und nicht nur Persien. Er erschütterte die Welt und wird sie noch mehr erschüttern. Der Geist, der Ihn und Seine Gefährten beseelte, war unendlich edel, zuvorkommend und geduldig; aber er war eine Kraft von erstaunlicher Lebendigkeit und übernatürlicher Macht. Er vollbrachte das scheinbar Unmögliche. Er wandelte die menschliche Natur. Menschen, die sich seinem Einfluß unterwarfen, wurden zu neuen Geschöpfen. Sie wurden erfüllt von einer Liebe, einem Glauben und einer Begeisterung, mit denen verglichen irdische Freuden und Sorgen nichtig waren. Sie wurden fähig, lebenslänglichen Leiden oder dem drohenden Tod mit vollkommenem Gleichmut, ja mit strahlender Freude ins Angesicht zu sehen in der Kraft furchtloser Abhängigkeit von Gott.
Am wunderbarsten war es, daß ihre Herzen so von Freude über das neue Leben überströmten, daß kein Raum blieb für bittere Gedanken oder Rachsucht gegen ihre Unterdrücker. Sie verzichteten völlig auf Anwendung von Gewalt bei ihrer Selbstverteidigung, und anstatt ihr Schicksal zu betrauern, betrachteten sie sich als die glücklichsten Menschen, da sie den Vorzug hatten, diese neue und herrliche Offenbarung zu empfangen und ihr Leben zu opfern oder ihr Blut zu vergießen, um für ihre Wahrheit zu zeugen. Wohl konnten ihre Herzen singen vor Freude, denn sie glaubten, daß Gott, der Erhabene, der Ewige, der Geliebte, zu ihnen gesprochen habe durch menschlichen Mund, daß Er sie berufen habe zu Seinen Dienern und Freunden, daß Er gekommen sei, Sein Königreich auf Erden aufzurichten und einer kriegsgewohnten, in Kampf verstrickten Welt die unvergleichliche Gnade des Friedens zu bringen.
Solcher Art war der Glaube, den Bahá'u'lláh in die Herzen trug. Er kündigte Seine eigene Sendung an, wie der Báb von Ihm vorausgesagt hatte, und dank der ergebenen Arbeit Seines großen Vorläufers waren Tausende bereit, Sein Kommen anzuerkennen. Tausende, die Aberglauben und Vorurteile abschüttelten und reinen Herzens und offenen Geistes auf die Manifestation von Gottes verheißener Herrlichkeit warteten. Armut und Ketten, widrige Umstände und äußere Schande konnten ihnen nicht die geistige Herrlichkeit ihres Herrn verbergen, nein, diese dunklen irdischen Begleiterscheinungen dienten nur dazu, die Strahlen Seines wahren Glanzes zu verstärken.
(Secundaer Literatur, Baha'u'llah und das Neue Zeitalter)